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Bausteine – Radierungen von Eva-Maria Kohl in der Rathausgalerie

Die Rundschau St. Ingbert

Anfang November wurde im Rathaus St. Ingbert die Ausstellung „Bausteine – Radierungen“ der Künstlerin Eva-Maria Kohl eröffnet. Wer innere Balance finden möchte, sollte sich diese Werke unbedingt anschauen.

Eva-Maria Kohl fand 1992 ihre Liebe zur Kunst des Radierens – einer „mannigfaltigen Technik mit unendlichen Möglichkeiten“, wie Laudatorin Dr. Brigitte Quack das komplizierte Verfahren nennt. „Jede spontane Idee muss in einem langwierigen Prozess umgesetzt werden.“ Die Geduld dafür hat Eva-Maria Kohl. Für die promovierte Südostasien-Expertin gehören Meditation und ein gesunder Lebensstil zum Alltag, ihr dreijähriger Aufenthalt in Indonesien spiegelt sich in ihren Werken in Darstellungen von Figuren, Bräuchen und Symbolen wider.

Die Radierungen zeigen Traumwelten, Fantasien, aber auch Natur, Mischwesen und menschliche Körper. Nichts ist real, bestätigt Dr. Quack. „Wir tauchen in die imaginären Werke, in denen die Regeln der realen Welt außer Kraft gesetzt sind.“ Von der großen, offenen Welt, die die 80-jährige Künstlerin im Kopf hat und in ihren Werken darstellt, zeugen die Titel: „Was Fledermäuse mögen”, “Der Traum von Fliegen“ und „Luftspiegelung“. Auch die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm hat sie in zarten Strichen und ausgesuchter Farbgebung für den Verlag Neue Folzsche Verlagsanstalt für Aesopterik illustriert. Ein weiteres Buch mit Illustrationen zu Rilke-Gedichten ist in Vorbereitung.

Doch als lebens- und umweltbewusster Mensch ging Eva-Maria Kohl etwa seit 2022 neue Wege. Beim Radierungsverfahren wird das Bild in eine Platte graviert oder geätzt und dann gedruckt; mehrfarbige Bilder erfordern mehrere Platten. So sind viele Probedrucke erforderlich und es entsteht auch viel Ausschuss. Den hat die Künstlerin gesammelt. Die „Bausteine“ – so ihre Wortwahl – setzt sie zu üppigen Collagen zusammen, die alle den Titel „Upcycling“, gefolgt von einer Seriennummer, erhalten. „In den Collagen beweist sich für mich, dass die Zusammenstellung mehr ist als die Summe der Teile“, die wachen Augen der drahtigen Frau leuchten bei diesen Worten. Sie möchte nichts wegwerfen und so entstehen durch das Upcycling neue Fantasie- und Traumwelten in zarten Farben, die voller Anspielungen und Motive sind.

Mit diesen Worten lud Eva-Maria Kohl ihre Gäste zum Betrachten der Bilder ein: „Vielen Dank an die Stadt St. Ingbert für die Unterstützung zu dieser Ausstellung. Schauen Sie sich die Bilder an und stellen Sie Fragen. Denn: If you’re not totally confused, your are not totally informed.“ (Wer nicht vollständig verwirrt ist, ist nicht vollständig informiert).

Foto: Martina Panzer

Frederik Hartmann

Die Rundschau St. Ingbert