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Neue Musikschule im JVA-Gelände: Schüler sollen gerne kommen

Die Rundschau St. Ingbert

Noch braucht es ein bisschen Fantasie, sich im ehemaligen Gefängnis St. Ingberts in der Rickertstraße die neue städtische Musikschule vorzustellen. Noch ist das etwas beklemmende Gefühl einer Vollzugsanstalt mit zahlreichen kleinen, aneinandergereihten Zellen präsent. Beim Pressetermin erfuhren die Journalisten von Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer, dass hier bis vor etwa zwölf Jahren nicht die „ganz schweren Jungs“ untergebracht wurden, sondern die, die bereits im offenen Vollzug, sprich in der Eingliederungsphase waren. „Trotzdem waren sie eingesperrt und mussten am Abend dorthin zurück“, so Meyer“. Das soll sich jetzt ändern. „In die Musikschule sollen Kinder und Erwachsene gerne kommen und vor allem bleiben“, hofft der Leiter der Musikschule Ingo Nietert. 

Wenig Änderungen am Gebäude, baulicher Schwerpunkt auf der Akustik

Das Gebäude wurde 1882 als Amtsgerichtsgefängnis erbaut. Nach Schließung des Gefängnisses als Justizvollzugsanstalt wurde die bauliche Anlage im Jahre 2013 von der Stadt St. Ingbert erworben mit dem Ziel, darin die städtische Musikschule unterzubringen. Zehn Jahre gingen ins Land, in denen die Planungen voranschritten und auch über Namen sinniert wurde: „Sing-Sing“ ein Name, der vielen gefallen würde, verbindet er doch die beiden Funktionen des Gebäudes mit einem gleichen wörtlichen Ausdruck. Die ehemalige JVA und spätere Musikschule wird aus einem Hauptgebäude als Unterrichtsgebäude, dem Gefängnishof sowie einem eingeschossigen Nebengebäude bestehen. Im Wesentlichen bleibt das Hauptgebäude in seiner ursprünglichen Struktur erhalten. Die Unterrichts- und Proberäume werden in dem dreigeschossigen Bestandsbau verteilt. Ein Elternwarteraum, Teeküche und ein Büro befinden sich im Erdgeschoss.

Die komplette technische Anlage (Wasser, Abwasser, Sanitär, Elektro, Heizung und Lüftung) wird erneuert. Geplant ist eine Anbindung des Gebäudes an das bestehende Nahwärmenetz des Biomasseheizwerkes im „Gewerbegebiet Drahtwerk Nord Areal“ (DNA). Die Räumlichkeiten werden zukunftssicher mit EDV-Anschlüssen ausgestattet. Weiterhin wird eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert. Viel wurde in die Akustik des Gebäudes investiert. Es sei wichtig für eine Musikschule, auf diese einen besonderen Wert zu legen, so der Architekt. Als Signe ist ein Anbau als wesentlicher Bestandteil der Maßnahme geplant und dient der barrierefreien Erschließung des gesamten Gebäudes. Damit ist die öffentliche Einrichtung durch den Einbau eines Aufzuges und barrierefreiem WC für Menschen mit Behinderungen zugänglich. Die Eingriffe in den Bestand erfolgen behutsam in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt. Damit der Charakter des ehemaligen Gefängnisses noch erkennbar ist, wird die Sandsteinfassade unverändert bleiben. Eine Aufwertung soll durch den Einbau von neuen Fenstern erfolgen.

Innenhof als Veranstaltungsort

Der Innenhof als Veranstaltungsort wird eine größere Rolle für das Kulturangebot der Stadt St. Ingbert einnehmen. Außerhalb der Unterrichtszeiten soll dieser für Freiluftveranstaltungen genutzt werden. Neben der Präsentation der Unterrichtsleistungen der Musikschule können dort Konzerte, Freiluftkino, Buchlesungen, Theater und Comedy stattfinden. Der Innenhof erhält dazu die notwendige Infrastruktur für Beleuchtung und Beschallung, einen flexiblen Sonnenschutz und eine mobile Bühne. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Fußgängerzone, der Bahnhof, das Albert-Magnus-Gymnasium, die Albert-Magnus-Realschule und die Alte Baumwollspinnerei.  Durch die zentrale Innenstadtlage werden – auch in Verbindung mit der Alten Baumwollspinnerei (zukünftig Teile der Stadtverwaltung und Albert-Weisgerber-Museum) – Synergien erwartet. 

Derzeit besuchen etwa 500 Personen die Musikschule, die im Moment noch in der Ludwigsschule untergebracht ist. Voraussichtlich im Frühjahr 2023 ist der Wechsel geplant. Investitionen von 3 Mio. Euro sind eingeplant. Zweidrittel der Summe werden über Städtebaufördermaßnahmen finanziert.

Frederik Hartmann

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