„Jeder kennt die Krupps, Oetkers, Flicks oder Quandts“, erklärte ILF-Sprecher Jürgen Bost
in seiner Einführung zur Präsentation des Buchs „Von Holstein nach Russland und zurück
zur Zeit des letzten Zaren“. Das Auditorium werde an diesem Abend also die Molls
kennenlernen.
Peter Moll, Saarbrücker Geografie-Professor und Präsident der Deutsch-Französischen
Gesellschaft Saar, war auf Einladung des St. Ingberter Literaturforums (ILF) in die
Stadtbücherei gekommen, um den von ihm sowie Stephan Geussenhainer und Goder Moll
edierten Band vorzustellen. Ausgehend von den Berichten, die seine Urgroßtante Karoline
Gokina geb. Moll und sein Halbonkel Georg Moll verfasst hatten, zeichnet der Band die
authentische Geschichte der Familie und der von ihr gegründeten Unternehmen nach. Teils
150 Jahre alte Fotos und aktuelle Aufnahmen illustrierten eindrucksvoll die Lesung und die
Erzählungen Molls.
Die industrielle Blütezeit Russlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lockte
ideenreiche Jungunternehmer aus ganz Europa an. So auch die Brüder Gottlieb und
Alexander Moll aus Holstein, die ab 1880 südwestlich von Moskau und nach 1900 auch in
Neumünster auf der Grundlage väterlicher Emaille-Rezepturen florierende Betriebe
errichteten. Ihre Produktpalette reichte von weiß emaillierten Geschirrteilen über voll
verflieste gusseiserne Badewannen bis hin zu einer Schallplattenproduktion in Russland.
Der Erwerb großer Landgüter, der Bau stolzer Villen und exklusive Weltreisen belegten den
aus ihren Aktivitäten resultierenden gewaltigen Wohlstand. Besonders berührt zeigten sich
die Zuhörer angesichts der im Ersten Weltkrieg und nach der Oktoberrevolution unter
dramatischen Umständen abgelaufenen Internierung, Enteignung und Vertreibung der
Familie aus Russland.
Das von Peter Moll vorgestellte sehr lesenswerte Buch ist im Verlag Ludwig in Kiel
erschienen und über den Buchhandel zu beziehen. Zum Abschluss der Veranstaltung
dankte Jürgen Bost seinem Gast und kündigte zum Jahresabschluss noch einen
Fantasyabend am 30. November 2023 in der Stadtbücherei St. Ingbert an.
Bild: J. Bost