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Von der Wursttorte zu Fabrikschloten – ein Blick auf etwa 100 Jahre Leben in St. Ingbert

Die Rundschau St. Ingbert

Die Ausstellung „Bilder der Stadt – Die Industriestadt St. Ingbert“ zeigt im zweiten Stock des Rathauses Fotos aus fast 100 Jahren, die Einblicke in das Leben der St. Ingberter und die Entwicklung der Stadt geben. Die Ausstellung schlägt den Bogen von der Bayerischen Zeit über die Zwischenkriegszeit bis in Nachkriegszeit. Eine Fundgrube für Eindrücke und Erkenntnisse für Jung und Alt.

Von Fabrikschloten und Arbeitern in der Glashütte über die Höhere Töchterschule bis zur ersten Betonmischmaschine der Firma Otto Kaiser. Von der Mobilmachung zum ersten Weltkrieg über Geschäfte wie die Metzgerei Uhl und das Möbelgeschäft Denger bis zu Arbeiterinnen in der Baumwollspinnerei. Von mit Nazi-Fähnchen geschmückten Straßen über die Evakuierung bis zu Arbeitern im Rischbachstollen. Die Zeitreise durch die Geschichte St. Ingberts ist beeindruckend und das Interesse der Vernissagebesucher ist riesig. Vor vielen Fotos bilden sich Trauben von Menschen, die miteinander diskutieren: „Wo war denn dieses Haus?“, „Die Schornsteine sind heute alle weg!“ „Diese Arbeiter sind ja noch Kinder!“ Die „alten“ Fotos sind gestochen scharf, sodass man z. B. in Auslagen von Geschäften sogar den Wursttorten-Preis in Franc erkennt.

Fotoschatz als kollektives Gedächtnis

Rund 1.000 Fotos hatte die Stadt vor einigen Jahren aus dem Nachlass des St. Ingberter Fotografen Heinrich Hönemann und Nachfolger erhalten. „Wir wollen diese wichtigen Zeitzeugen nicht im Archiv verstauben lassen, sondern der Öffentlichkeit zugänglich machen“, so die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Heidemarie Ertle. Die meisten Fotos sind auf silberbeschichteten Glasplatten „gespeichert“. Die teils zerbrochenen und nur wenig beschrifteten Zeitzeugen wurden vom Archivteam akribisch sortiert, repariert und digitalisiert. Damit in der Ausstellung klare und aussagekräftige Fotos zu sehen sind, mussten einige nachbearbeitet werden, bevor sie in einer Druckerei in Expositionsqualität gedruckt wurden. Das Ergebnis: ein Blick nicht nur in die Industriegeschichte St. Ingberts, sondern auch in die damalige Mode, die Gewohnheiten und das Leben der Menschen. Und natürlich auch ein Anlass zum Staunen, für Erinnerungen und Austausch.

„Diese Fotos sind ein Schatz! Sie spiegeln den Wandel unserer Stadt von einem eher dörflichen Leben in St. Ingbert zu einer Stadt mit vielfältiger und prosperierender Industrie“, betonte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer bei der Vernissage.

Diese Ausstellung ist erst der Anfang einer geplanten Reihe mit dem Thema „Schaufenster ins Archiv“. Für das nächste Jahr sichten die Archivmitarbeiter bereits Fotos, die den Strukturwandel bis in die heutige Zeit dokumentieren. Die Ausstellung „Bilder der Stadt – Die Industriestadt St. Ingbert“ ist noch bis 26. Januar 2024 im zweiten Stock des Rathauses anzusehen.

Öffnungszeiten: Mo – Mi 8 bis 16 Uhr, Do 8 bis 18 Uhr, Fr 8 bis 12 Uhr.

Zum St. Ingberter Stadtarchiv

Das St. Ingberter Stadtarchiv bietet neben den Archivalien und dem großen Fotoarchiv auch Recherchemöglichkeiten, Findbücher, Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte und Biografien, Beratung und Führungen. Darüber hinaus kuratieren die Archivmitarbeiter Ausstellungen und pflegen den Foto-Schaukasten in der Olk-Passage mit jahreszeitlich passenden Kleinausstellungen sowie eine Ausstellung in den Räumen des Archivs. Unter „Neues von Gestern“ finden sich auf der Internetseite des Archivs spannende Geschichten und Anekdoten über St. Ingbert.

Foto: Giusi Faragone

Frederik Hartmann

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