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Beeindruckende Ausstellung zur Saarabstimmung im St. Ingberter Rathaus

Die Rundschau St. Ingbert

Das Stadtarchiv St. Ingbert präsentiert anlässlich des Tags der Deutschen Einheit eine eindrucksvolle Ausstellung zu den Saarabstimmungen von 1935 und 1955. Die Schau beleuchtet zwei entscheidende Momente der Saar-Geschichte, in denen die Bevölkerung über ihre politische Zukunft abstimmte. Historische Fotos und Originaldokumente aus dem Archiv vermitteln noch bis Ende Februar 2026 eindrucksvoll die Atmosphäre jener bewegten Jahre, in denen Freundschaften und sogar ganze Familien auf die Probe gestellt wurden.

Mehr als 50 interessierte Besucher nahmen an der Ausstellungseröffnung im Rathaus teil. Als Ehrengäste begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Winfried Brandenburg, und Niko Becker, Mitinhaber der ehem. Brauerei Becker, als Zeitzeugen. Auch Dr. Markus Gestier, der sich seit Jahren intensiv mit der Stadtgeschichte von St. Ingbert beschäftigt, hieß er herzlich willkommen. „Kaum eine andere Region hat in der Vergangenheit mehr unter Grenzstreitigkeiten gelitten als das Saarland. Die Menschen mussten zweimal, 1935 und 1955, eine bedeutende Entscheidung treffen. Der Abstimmungskampf wurde in beiden Schicksalsjahren sehr emotional und bisweilen mit großer Härte geführt. Dass wir heute hier in Frieden leben und jederzeit Freunde über der Grenze besuchen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Dafür sollten wir dankbar sein”, so Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer in seiner Begrüßungsrede.

Dr. Heidemarie Ertle, Leiterin Stadtarchiv, sprach die einführenden Worte zur Ausstellung: „Die Fotografien, die Sie in dieser Ausstellung sehen werden, sind weit mehr als bloße Momentaufnahmen. Sie sind visuelle Zeugen der Geschichte, eingefrorene Augenblicke menschlicher Erfahrung – geprägt von Zweifel, Hoffnung, Angst, Entscheidung. Sie zeigen nicht nur Politik, sondern Menschen – Nachbarn, Familien, Arbeiter, Schüler, Vereinsmitglieder. Vielleicht entdecken manche von Ihnen ein bekanntes Gesicht oder sehen, wie lebendig die Vergangenheit in den Straßen unserer Stadt war. Die Bilder zeigen Fahnen, Stimmzettel, Plakate – aber auch Schweigen, Widerstand, Erleichterung oder Empörung.”

Mit großem Interesse betrachteten die Besucherinnen und Besucher anschließend die Fotos und die ausgestellten Dokumente in den Vitrinen. Dazu gehören Niederschriften über Propaganda und Bespitzelung, welche durchaus auch in St. Ingbert an der Tagesordnung waren. Franz-Josef Mast, Mitglied im Ortsrat St. Ingbert-Mitte, erinnerte sich, dass zuhause oft über die Saarabstimmung gesprochen wurde: „Eine interessante Ausstellung mit Tiefgang, anders kann ich es nicht beschreiben. Mein Vater hatte Anfang 1959 in Offenburg ein Auto gekauft, das er aber erst nach dem 1. Juli 1959 abholen konnte, weil erst zu diesem Termin die wirtschaftliche Eingliederung an die Bundesrepublik erfolgte und die Grenzen geöffnet wurden. Es waren schwierige Zeiten damals.”    

Die Ausstellung widmet sich zwei historischen Ereignissen, die tief in das kollektive Gedächtnis unserer Region eingeschrieben sind – den Saarabstimmungen von 1935 und 1955. Zwei Volksbefragungen, die innerhalb von nur zwanzig Jahren zweimal über die politische Zugehörigkeit unseres Landes entschieden – und mit ihr über die Identität, das Selbstverständnis und die Lebenswege seiner Menschen.

Die Ausstellung im zweiten Stock des Rathauses ist noch bis 27. Februar 2026 zu sehen.

Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Mittwoch von 8 bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr.  

Foto: Giusi Faragone

   

Frederik Hartmann

Die Rundschau St. Ingbert