Hinter einem unscheinbaren weißen Zaun direkt gegenüber dem Fitness-Studio in der Saarbrücker Straße öffnet sich ein großer Werkstatt-Raum. Eine professionelle Schreinerei? Eine Metallwerkstatt? Eine Dreherei? Fast! An den Wänden hängen gut sortiert Hämmer, Sägen und Bohrer aller Größen. In den Regalen stehen Kästen mit Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben und Nägeln. An den Wänden stapeln sich Holzlatten. Im Raum verteilt stehen eine große Kreissäge, eine Absaugmaschine, teils elektrische Werkbänke, eine historische, aber voll funktionsfähige Drehbank und viele Werkzeuge mehr.
Sie gehören zur Offenen Jugendwerkstatt (OJW), einer Abteilung des MINT-Campus, in der Jugendliche ab 14 Jahren etwas mit den eigenen Händen schaffen und technischen Ideen und Fragestellungen aus den Bereichen Holz und Metall nachgehen können. Schwedenstuhl, Nistkasten, Hocker, eine leuchtende Modell-Stadt – das sind nur einige Projektbeispiele, die die Initiatoren mit den Jugendlichen bearbeiten. Aber eigene Ideen sind jederzeit willkommen und werden immer gern ausgeführt.
Die Initiatoren, das sind Francis Martin, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Alte Schmelz, Harald Blendowski, Alfons Blug, Peter Kolz, Josef Roschy und Josef Sebastian und natürlich viele weitere aktive Helfer, die die Jugendwerkstatt entworfen und aufgebaut haben. Sie betreuen die Jugendlichen regelmäßig samstags von 10 bis 15 Uhr. Jeder kann kommen, jeder ist willkommen. Neben den regelmäßigen Terminen bietet das Team zahlreiche Aktionen zu den Fun Ferien an, auch individuelle Absprachen (z. B. für Schulen und Vereine) sind möglich.
Junge Menschen im Handwerk
„Entstanden ist die Idee der Offenen Jugendwerkstatt schon in den 90er-Jahren. Dann haben wir lange nach einem geeigneten Raum gesucht und sind schließlich 2015 im alten Feuerwehrgerätehaus auf der Alten Schmelz gelandet“ erzählt Alfons Blug, der „Gründungsvater“ der OJW. Der Raum war zwar dunkel, aber gut geeignet. So hat sich auch die Idee eines MINT-Campus ergeben, das gemeinsam mit dem auf dem Gelände ansässigen Schülerforschungs- und -technikzentrum (SFTZ) die perfekte Kombination aus Wissenschaft und Handwerk ergeben sollte. Die Zusammenarbeit ist geblieben, doch die Werkstatt konnte wegen wechselnder Besitzverhältnisse nicht in den Räumen bleiben. Drohte nun das Aus dieses anwendungsorientierten Konzepts? Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer versprach, den Akteuren zu helfen und hat Wort gehalten: Die jetzige Werkstatt wird von der Stadt angemietet. „Sie ist so viel heller und hat mehr Platz als die alte Werkstatt, da macht den Jugendlichen das Arbeiten doch deutlich mehr Spaß“, freut sich der Oberbürgermeister bei der Eröffnung des neuen Standorts. „Wir müssen die natürliche Neugier junger Menschen stillen und das hier ist der perfekte Ort dafür“, fügt er hinzu. Auch Ortsvorsteherin Irene Kaiser ist begeistert: „Als ehemalige Lehrerin ist es mir besonders wichtig, dass Schüler verschiedene Berufe kennenlernen, damit sie sich orientieren können. Und: Handwerker werden dringend gebraucht.“
MINT-Campus vereint Wissenschaft und Handwerk
Die Vorsitzenden des MINT-Campus Prof. Dr. Uwe Hartmann und Rolf Hempelmann sind sich einig: „Wir freuen uns, dass die Offene Jugendwerkstatt zum MINT-Campus gehört. Das bringt die besten Synergien – und zwar zum Wohl der Jugendlichen.“ Im Rahmen des Ferienprogramms gibt es bereits eine Veranstaltung, die diese Synergie sichtbar macht: „Bring die Stadt zum Leuchten!“. Hier kommen Elektrotechnik und Holzarbeiten zusammen. Wie, das sollten interessierte Jugendliche selbst erfahren.
Francis Martin und sein Team sind hoch motiviert, die Jugendlichen an das Handwerk heranzuführen. Doch ein wichtiges Anliegen beschäftigt alle Beteiligten: Die Nachfrage nach dem Angebot ist sehr hoch. Daher werden ständig Mitstreiter gesucht, die bereit sind, mit jungen Menschen in der Werkstatt zusammenzuarbeiten. Kontakt unter Initiative Alte Schmelz St. Ingbert e.V., Tel.: 06894/530 2245 oder E-Mail: ojw@mintcampus.de.
Informationen und Termine der Offenen Jugendwerkstatt unter www.mintcampus.de/OJW/Termine
Foto: Martina Panzer
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