Der am 21. Januar 1923 in St. Ingbert geborene Künstler Leo Erb „gehört zu den großen und beeindruckenden Künstlern des Landes. Innerhalb der gegenstandfreien Kunst nimmt Leo Erb eine markante und gewichtige Position ein.“ wie die Kuratorin der Albert-Weisgerber-Stiftung St. Ingbert und Organisatorin der Ausstellung, Andrea Fischer, bemerkte. Bereits vor seinem Tod im Jahr 2012 vermachte der Künstler einen Großteil seiner Werke seiner Heimatstadt St. Ingbert. „Ich bin sehr froh, dass seine Werke hier so gut und professionell aufgehoben sind und immer wieder gezeigt werden“, freute sich die Tochter des Künstlers, Pia Erb, anlässlich der Vernissage zur Ausstellung „Linie in Bewegung“, die im Kuppelsaal des St. Ingberter Rathauses zu Ehren des 100. Geburtstags des Künstlers zu sehen ist.
Bewegte Linien in Weiß
Die Sonne strahlt durch die Glaskuppel und setzt die ausgestellten Werke in ein gleißendes Licht. Weiß ist die vorherrschende Farbe, die Linie die vorherrschende Form der Werke von Leo Erb. Die Farbe Weiß sei wie trockenes Brot: Je mehr man es kaut, desto aromatischer werde es, zitierte Andrea Fischer den Künstler. Die Materialien: meist Papier, aber zum Beispiel auch Watte, ausgeblasene Eier, Neonröhren, Holz und Wolle – vor manchem Bild wächst der Wunsch, es anzufassen, um das Material zu erspüren. Die meist horizontalen Linien, oft gerade, aber auch in Wellenform, drücken Ruhe und Stille aus, entwickeln aber auch ein energiegeladenes Eigenleben.
Der in den 50er-Jahren bekannt gewordene Leo Erb wohnte in Hassel. Seine Kunst hat er kontinuierlich weiterentwickelt; er erhielt zahlreiche Kunstpreise und war Mitbegründer der Künstlergruppe „Neue Gruppe Saar“. Anfang der 60er-Jahre ging er auf der Suche nach neuen künstlerischen Anregungen mit seiner Familie nach Paris. Beeindruckt zeigte er sich u.a. von der Gruppe der „Nouveaux Réalistes“. In Paris entwickelte er erstmals kinetische Linienobjekte, durch Motoren bewegte Plastiken, die gleichzeitig Spieltrieb und Phantasie sowie meditative Betrachtung anregen. In den 70er-Jahren erweiterte er seine kinetischen Werke um elektrisches Licht. In der Ausstellung „Linie in Bewegung“ sind einige dieser kinetischen Installationen zu bewundern. Da diese Werke jedoch so empfindlich sind, dass sie nicht im Dauerbetrieb gezeigt werden können, sind von der Stadt St. Ingbert angefertigte Videoinstallationen der bewegten Werke zu sehen.
„Ich bin sehr froh, dass wir die Werke von Leo Erb anlässlich seines 100. Geburtstages hier der Öffentlichkeit präsentieren können“, so Ulli Meyer. Ein weiteres Werk hängt dauerhaft im Großen Sitzungssaal des St. Ingberter Rathauses. Nach dem Umzug der Verwaltung in das Gebäude der Alten Baumwollspinnerei sollen seine Werke in den neuen musealen Räumlichkeiten Platz finden.
Die Ausstellung „Linie in Bewegung“ ist noch bis 23. Juni 2023 zu sehen.
Öffnungszeiten: außer an Feiertagen, Montag bis Mittwoch: 10 bis 16 Uhr, Donnerstag: 10 bis 18 Uhr, Freitag: 8 bis 12 Uhr.
Öffentliche Führungen: 15. und 22. Juni 2023 jeweils um 17 Uhr
Bild: G. Faragone
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