Elf Veranstaltungen des ILF lockten auch im Jahr 2024 wieder Hunderte von Literaturfreunden in die St. Ingberter Stadtbücherei. Das vielgestaltige Angebot von Autorenbegegnungen und literarischen Soireen begann am Aschermittwoch mit einer Würdigung von Bert Brechts Entwicklung vom Revolutionär zum Klassiker aus Anlass seines 125. Geburtstags. Ein weiteres Jubiläum wurde im Jahreslauf noch gefeiert: Goethes 275. Geburtstag. Beide Male brillierten Ursula Ochs-Steinfeld und Albrecht Ochs mit ihrer souveränen Sprechkunst. Jürgen Bost skizzierte jeweils die Entwicklung von Leben und Werk der vorgestellten Autoren.
Gäste aus der Pfalz rückten in einer Kooperationsveranstaltung mit der KEB Saarpfalz den Jahrhundertroman “Der Zauberberg” in den Fokus. Thomas Kuhn und Stefan Schwarzmüller führten in einem spielerisch dargebotenen fiktiven Workshop in dieses epochemachende Werk der Weltliteratur ein. Doch auch unsere Region kam gebührend zu ihrem Recht. Zum einen durch einen der St. Ingberter Mundart gewidmeten Abend mit wohlbekannten Akteuren, zum anderen durch die Präsentation des im Conte-Verlag erschienenen und von Markus Dawo glänzend gestalteten Reise- und Landschaftsführers durch das Biosphärenreservat Bliesgau.
Dass unsere Landschaft auch zu einem großen erzählerischen Werk inspirieren kann, bewies Dirk Matheis mit seinem Roman “Sommer”. Der sensibel gestaltete Liebesroman kreist um die ländliche Auszeit eines Schriftstellers und stellt eine Hommage an unsere Heimat dar. Die Vorstellung von Marion Demme-Zechs Saarlandkrimi “Mord am Saar-Hunsrück-Steig” bot dank der Buchhandlung Klein im Rahmen des Literaturfestivals Erlesen dem St. Ingberter Publikum ein buntes Krimitheater.
Wesentlich ernster verlief die Autorenbegegnung mit Sibylle Knauss. Ihr aktueller Titel “Der Glaube, die Kirche und ich” lockte zahlreiche frühere Weggefährten in die Bibliothek. Tiefe Einsichten in die große Weltpolitik und unsere durch Krisen bestimmte Gegenwart ermöglichte die renommierte Politikwissenschaftlerin und Osteuropaexpertin Sabine Fischer mit ihrem Buch “Der russische Chauvinismus”. Sie war auf Einladung der Buchhandlung Friedrich zu einem Gespräch in ihre Heimatstadt gekommen und traf auf ein hoch interessiertes Auditorium. Aus Berlin angereist kam Alena Schroeder zur Vorstellung ihres Familien- und Generationenromans “Bei euch ist es immer so unheimlich still”. Ihre subtile Sprechtechnik erlaubte das intensive Miterleben einer berührenden und mit großer literarischer Kraft gestalteten Story. Den Schlussakzent des Lesungsjahres setzte wiederum ein Titel aus dem Conte-Verlag: Dominik Bollows Debütroman “Die Launen der Ziege” entführte die aufmerksamen Zuhörer in die Erlebniswelt eines saarländischen Jungen, dessen Vater als Bergmann in einer nordafrikanischen Mine arbeitet.
Nach einer Winterpause sollen den Bürgern weitere Autorenbegegnungen und Buchvorstellungen angeboten werden, und das ganz im Sinne Fred Oberhausers, der das Literaturforum im Herbst 1981 aus der Taufe hob. Diese Lesungen lockern den Bibliotheksalltag auf und verleihen der Stadtbücherei das Profil einer lebendigen Kultureinrichtung. Gerade auswärtige Gäste rühmen sie oft als facettenreichen kulturellen Treffpunkt, so ILF-Sprecher Jürgen Bost abschließend.
Foto: Sonja Colling-Bost