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Gedenktafel für St. Ingberter Gruppe des jüdischen Pfadfinderbundes Makkai Hazair

Die Rundschau St. Ingbert

„In den 1930er Jahren meldeten sieben Mädchen und Jungen eine jüdische Pfadfindergruppe in St. Ingbert an. Sie wollten – wie alle Pfadfinder – Verantwortung für sich, ihre Mitmenschen und die Umwelt übernehmen. Damals ahnten sie noch nicht, welches Schicksal ihnen bevorstand.“ Mit diesen Worten eröffnet Prof. Dr. Roland Rixecker, Beauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus und Präsident des Verfassungsgerichtshofs des Saarlandes, seine Rede zur Gedenkfeier für die verstorbenen und vertriebenen Mitglieder der jüdischen Pfadfindergruppe in St. Ingbert.

Der Verein „Freunde und Förderer der Pfadfinderinnen und Pfadfinder im Saarland e.V.“ überreicht der Stadt St. Ingbert eine Gedenktafel für die sieben Pfadfinder, deren Finanzierung auch von der saarländischen Landesregierung unterstützt wurde. „Seit 110 Jahren stellen wir uns als Pfadfinder die Aufgabe, die Welt mithilfe unseres gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Engagements besser zu hinterlassen, als wir sie betreten haben. Wir definieren uns als Friedensbringer und kämpfen gegen Ausgrenzung und Antisemitismus. Mit der Gedenktafel wollen wir einen Ort der Erinnerung an die St. Ingberter Gruppe setzen“, erklärt Hans Enzinger, Vorsitzender der Freunde und Förderer der Pfadfinderinnen und Pfadfinder im SAARLAND e. V.. Zur Gedenkstunde hatten sich neben zahlreichen aktiven und ehemaligen Pfadfindern weitere Vertreter des Landes eingefunden: Landtagspräsident Stephan Toscani als Schirmherr und als Vertreter der Landesregierung Christian Seel, Staatssekretär im Ministerium für Inneres, Bauen und Sport, waren sich einig, dass wir unsere Geschichte aufarbeiten und daran erinnern müssen, denn sie habe Auswirkungen auf unsere Gegenwart und Zukunft. Demokratie und Rechtsstaat seien ein wichtiges Gut, für das wir mit unseren Erfahrungen aus der Geschichte kämpfen müssen.

Zeichen gegen Antisemitismus und Ausgrenzung

Auch Ricarda Kunger, die Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar, fand klare Worte gegen Antisemitismus: „Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die jüdische Gemeinde im Saarland als eine offene Gemeinschaft mit aktivem Gemeindeleben entwickelt. Leider können wir unsere Synagogentür nur eingeschränkt öffnen, können die Symbole unserer jüdischen Religion nicht offen tragen und müssen sogar häufig auf Polizeischutz vertrauen, weil wir Angriffe befürchten müssen. Ich habe den dringenden Wunsch, dass das nicht mehr nötig ist! Mit dieser Gedenktafel setzen die Pfadfinder ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und Ausgrenzung.“

„Antisemitismus verschwindet nicht von sich aus, sondern wir müssen jeden Tag dagegen kämpfen“, bestätigte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer und beendete seine Rede mit „einem der wohl schönsten Worte des Hebräischen: Schalom!“

Der stellvertretende Vorsitzende der Kommission der Saarländischen Landesgeschichte e.V., Prof. Dr. Thomas Gergen, hielt einen Vortrag zur Entwicklung des Judentums im Saarland. Anschließend gab Pfadfinderbruder Patrick Trautmann einen Überblick über die Geschichte des Judentums in Deutschland, in dem er abschließend für die Einrichtung eines jüdischen Jugend-Pfadfinderbundes plädierte. Zum Abschluss der Gedenkstunde verlas Bürgermeisterin Nadine Backes die Namen der sieben jüdischen Pfadfinderinnen und Pfadfinder, an die die Gedenktafel erinnert. Die Tafel wurde bei strahlendem Sonnenschein im Garten des Kulturhauses enthüllt. Sobald ein geeigneter Standort gefunden ist, wird die offizielle Enthüllung mit einer Feierstunde stattfinden.

Dieses Bild wurde uns zur Verfügung gestellt von Giusi Faragone.

Frederik Hartmann

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