Die Republik Benin gehört zu den ärmsten Gegenden Afrikas. Die etwa 12 Millionen Einwohner leben in einem Klima großer Dürre, unterbrochen von heftigen Regenzeiten. Das Land ist in 74 über- und untergeordnete Kommunen aufgeteilt. Aus einer der untergeordneten Kommunen, Bassila (130.000 Einwohner auf einer Fläche, die doppelt so groß wie das Saarland ist), kam Nabiou Soumanou zu Besuch nach St. Ingbert. „Die Menschen in Bassila leben von Landwirtschaft, Viehzucht und Kunsthandwerk“, erzählt Soumanou. „Die meisten sind sehr arm, versorgen sich selbst und leiden unter Hunger. Die Regierung unterstützt zwar Projekte wie z. B. den Bau von Brunnen, aber leider nur kurzfristig. Die Wartung und Pflege einer Infrastruktur ist nicht vorgesehen. Auch bei Problemen, wie z. B. dem falschen Standort für eine Bohrung, zieht sich der Staat sofort zurück.“ Aber das Land habe auch gar nicht die finanziellen Mittel, um der Bevölkerung zu einem höheren Lebensstandard zu verhelfen.
Der 44-jährige gelernte Journalist arbeitete lange Zeit für eine Radiostation, wo der ehemalige Präfekt auf ihn aufmerksam wurde. So wurde Herr Soumanou zum Leiter der Kommunikationsabteilung der Gemeinde Bassila ernannt. Ehrenamtlich ist der engagierte junge Mann Präsident des Vereins W.E ONG (übersetzt: Waltraud Umwelt Nicht-Regierungsorganisation, entspricht einem Verein e.V.) in Bassila, der sich für die Weiterentwicklung der Gemeinde einsetzt. Bei einem Deutschlandbesuch im Jahr 2013 lernte er Waltraud Latz und Hans Peter Thiel kennen, die 2017 den Partnerverein „Perspektive für Benin e.V.“ gründeten, mit dem Ziel, die Lebensqualität und die Bildung in Benin zu fördern.
Wasser-, Elektrizitäts-, Sanitärsysteme – es mangelt an allem
Frau Latz und Herr Thiel setzen sich ehrenamtlich für zahlreiche Projekte in der Gemeinde Bassila ein, akquirieren Sponsoren, suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte, überwachen den Projektfortschritt und sorgen für eine ordnungsgemäße Abrechnung. Die Projekte werden nicht über die staatlichen Stellen, sondern im persönlichen Kontakt mit den Firmen abgewickelt. „So wissen wir, dass das Geld auch wirklich ankommt und sinnvoll eingesetzt wird“, erklärt der Vereinsvorsitzende Hans Peter Thiel. Nach kleineren „Testprojekten“ wurde das Dorf Kikélé als Modellprojekt gefördert. In der Testphase motivierte Nabiou Soumanou Kinder und Schulen dazu, herumliegenden Müll zu beseitigen, denn eine Müllabfuhr gibt es nicht. In einem weiteren Schritt wurden alle Häuser (in Kikélé gibt es nur Lehmhäuser mit Palmblatt- oder Wellblechdächern) mit Solarlampen ausgestattet. Da es in Benin früh dunkel wird und weder die Häuser noch die Straßen über ein Beleuchtungssystem verfügen, kam das soziale Leben bereits am frühen Abend zum Erliegen. Dank der Solarleuchten treffen sich Menschen nun auch am Abend vor den Häusern zum Spielen und Unterhalten oder zum Arbeiten und Lernen. Ein weiteres Projekt hatte die Einrichtung von Toiletten zum Ziel, da die Menschen mangels Sanitärsystem ihre Notdurft an beliebigen Orten im Freien verrichteten. Es wurden Brunnen gebaut und ein pumpenbasiertes Bewässerungssystem für die Felder eingerichtet, damit das Wasser für die angebauten Pflanzen nicht mit Eimern herangeschafft und mit der Gießkanne verteilt werden muss. Zudem wurden Kochstellen im Dorf gebaut, die wenigen im Land verfügbaren Krankenstationen mit Solar-Beleuchtungssystemen versehen und räumlich erweitert, Schulen ausgestattet und vieles mehr. Die Projekte des Modelldorfes werden nun auf die gesamte Kommune ausgeweitet.
Modelldorf mit zahlreichen Projekten
„Nabiou Soumanou ist in Bassila zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Bevölkerung geworden, weil er Projekte auch wirklich umsetzt. Unser Engagement kostet viel Zeit und Mühe, aber es lohnt sich wirklich“, erzählt Schatzmeisterin Waltraud Latz. Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer und Ortsvorsteherin Irene Kaiser sind beeindruckt von der großen Motivation der beiden Vereine. „Sie leisten sehr wichtige Arbeit“, lobt Ulli Meyer, der Nabiou Soumanou gern den Wunsch erfüllt, mehr über die Organisation der Verwaltung in St. Ingbert zu erfahren. „Wir brauchen dringend eine strukturiertere Landwirtschaft und besser organisierte Verwaltung“, erklärt Herr Soumanou, „damit wir unsere Kapazitäten steigern, die Selbstversorgung stärken und Arbeitsplätze für junge Menschen schaffen können.“ Hans Peter Thiel ist es wichtig, dass „an allen abgeschlossenen, laufenden und geplanten Projekten die Bevölkerung beteiligt ist. Es handelt sich also nicht um eine reine Finanzierung, sondern eine Hilfe zur Selbsthilfe.“
Informationen zum „Perspektive für Benin e.V.“ sind unter http://www.pfb-benin.de/ zu finden.
Foto: Giusi Faragone
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