Es war mucksmäuschenstill im Zuhörerraum der Stadtbücherei, als am Mittwochabend die Klasse 5bf ihre Stimmen erhob, um den Eltern ihre selbstgeschriebenen Texte vorzulesen. Gemüserätsel, eine bezaubernde Wochenmarkt-Geschichte, Fabeln und Gedichte aus der Feder der Kinder geschrieben, zogen die Eltern in ihren Bann.
Das bestätigte auch Karin Mostashiri, Leiterin der Stadtbücherei, die dieses Event mit ihrem Team möglich gemacht hatte. Ein Anruf hatte genügt: „So etwas unterstützen wir immer gern“, hatte sie am Telefon lachend geantwortet. „Wir freuen uns, wenn die Kinder lesen und wenn sie selber schreiben, ist das ja noch viel schöner!“ Auch sie war begeistert von dem, was die Kinder aufs Papier gebracht hatten. Ja, in der Tat erfreute die literarische Kraft der Kinder nicht nur die Elternherzen, sondern auch die Herzen der beiden begleitenden Lehrerinnen Sabine Scherf und Eva Bacher, beide am Albertus-Magnus-Gymnasium beschäftigt. „Darum machen wir diesen Job, um so etwas zu erleben!“, sagte Eva Bacher voller Stolz auf ihre Fünftklässler.
Eva Bacher hatte die Kinder für etwa vier Wochen in die „Autorenwerkstatt“ geladen, um sie zu lehren, wie und vor allem wieso man dichtet: „Kinder, es geht im Grunde nur um eins: eurem Erleben Ausdruck zu verleihen. Genauso machte es Goethe: wenn etwas Wichtiges in seinem Leben geschah, dann dichtete er drauflos, um es zu bewahren. Für sich und andere. Genau das machen wir jetzt auch: Schließt eure Augen und schaut nach oben. Was seht ihr? Seht ihr, wie euer Kopfkino anspringt? In euch warten tausend Gedanken, Gefühle und Szenen darauf, verdichtet zu einem Gedicht auf dem Papier zu landen. Das Gedicht ist die kleinste literarische Form. Mit ihm malen wir Bilder in die Köpfe der Menschen, ohne alles zu sagen. Kommt, wir dichten los!“ Gesagt, getan. So entstanden außergewöhnliche Texte, die den Zuhörern zeigten, welche Fülle an Ideen, Fantasien und Gedanken in den Kindern schlummert.
Dank der Stadtbücherei St. Ingbert konnten die Texte der Kinder den Raum erhalten, den sie verdienen!
Der Baum (Noah Pfeifer)
Leise wispert der Baum
Im dunklen Schein der Nacht.
Was für ein schöner Traum,
doch gibt Acht!
Hinfort getragen auf Wellen
Zu Ende der schöne Traum.
Jetzt wieder im Hellen
Ganz wach, der gute Baum.
Foto: Eva Bacher