Stark berührt und angenehm überrascht zeigte sich Sibylle Knauss angesichts der großen Schar von Zuhörern, die anlässlich der Präsentation ihres sehr persönlichen Buches “Der Glaube, die Kirche und ich” in die St.Ingberter Stadtbücherei gekommen waren.
Im Auditorium befanden sich auch viele Weggefährten von einst, seien es ehemalige Kollegen oder frühere Schüler, denn die aus Unna in Westfalen stammende Autorin lebte und arbeitete 20 Jahre im Saarland, davon elf in St. Ingbert. Seinerzeit unterrichtete sie nicht nur Deutsch und Religion am Albertus-Magnus-Gymnasium, sondern fungierte auch vier Jahre lang als Sprecherin des von Fred Oberhauser 1981 gegründeten St. Ingberter Literaturforums (ILF).
Eines Tages, so beginnt Sibylle Knauss ihr Buch, habe sie beschlossen, aus der Kirche auszutreten. In Form eines Essays schließt sich eine eindringliche Darstellung der eigenen Beziehungsgeschichte mit Gott an, die zwischen den Polen Distanz und Nähe, Glaube und Zweifel, Alltagserfahrung und Transzendenz oszilliert. Es erfülle sie mit Angst, dass Gott sich aus unserem Leben und der von uns wahrgenommenen Welt immer mehr entferne.
Mit dem Vortrag sorgfältig ausgewählter Textpassagen, die von einem traumatischen Jugenderlebnis ebenso handeln wie vom “Lob des gebrochenen Glaubens”, zieht Sibylle Knauss das Auditorium in ihren Bann. Stets spürbar bleiben die Ehrfurcht vor dem “größten Narrativ der Welt” und das Ringen um eine Synthese von Christsein und aufgeklärtem zeitgenössischem Bewusstsein. Allen Anwesenden wurde klar, dass der Titel nicht als theologische Abhandlung zu verstehen ist, sondern als ein Zeugnis gelebten Lebens und der Suche nach Spuren göttlicher Gegenwart darin.
ILF- Sprecher Jürgen Bost dankte der Autorin für ihre zutiefst autobiografische Annäherung an eine schwierige Thematik und resümierte am Ende der Veranstaltung, dass die Verführungsmacht von Religion auch in unserer durchsäkularisierten Welt noch weiterhin bestehe.
Für die bald beginnenden Sommertage kündigte er drei weitere Literaturveranstaltungen in der Stadtbücherei an: den Auftritt der mit ihren aktuellen Titeln sehr erfolgreichen Berliner Autorin Alena Schröder am 13. Juni, einen poetischen Spaziergang durch das alte St. Ingbert am 26. Juni sowie die Präsentation des Romans “Sommer” am 31. Juli, in dem Dirk Matheis eine ländliche Auszeit in unserer Biosphärenregion darstellt.
Foto: Jürgen Bost