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Stadtarchiv erhält Kaufvertrag der Rohrbacher Glashütte aus dem Jahr 1854

Die Rundschau St. Ingbert

Stadtarchiv erhält Kaufvertrag der Rohrbacher Glashütte aus dem Jahr 1854

Die Glasherstellung war in St. Ingbert neben der Grube und dem Eisenwerk ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts produzierten Männer und Frauen in sechs Glashütten vor allem Flaschen sowie Fenster- und Tafelglas. St. Ingbert galt kurz nach dem Ersten Weltkrieg als das Zentrum der gesamten südwestdeutschen Glasindustrie. Als nach dem Krieg die Absatzmöglichkeiten in Deutschland und Frankreich sanken, weitete sich der Vertrieb zunächst in die ganze Welt aus. Doch schon bald waren die Glashütten nicht mehr konkurrenzfähig und wurden nach und nach geschlossen. Als letzte wurde die noch 1918 neu erbaute St. Ingberter Glashütte der Vereinigten Vopelius’schen und Wentzel’schen Glashütten im Jahr 1975 stillgelegt.

Ein Schatz aus einer Privatsammlung

Ein besonderes Zeugnis dieser längst vergangenen Zeit fand sich kürzlich in den Schränken des ehemaligen Stadtratsmitglieds Manfred Barth, Sohn des St. Ingberter Heimatforschers Hermann Peter Barth (*1905, ✝1965). Hermann Peter Barth hatte dem Stadtarchiv bereits zu Lebzeiten einen umfassenden Nachlass seiner Forschungsarbeiten hinterlassen. Nun fand sein Sohn in den verbleibenden Unterlagen des Vaters ein weiteres, historisch bedeutsames Dokument – einen Kaufvertrag für die Rohrbacher Glashütte aus dem Jahr 1854. Dieses wertvolle Dokument übergibt er dem Stadtarchiv als Schenkung.

„Dieser Kaufvertrag ist ein kleiner, aber sehr interessanter Baustein in der Geschichte St. Ingberts“, freut sich die Leiterin des Stadtarchivs Heidemarie Ertle. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele „Schätze“ in privaten Sammlungen ruhen. Da sie für die Besitzer meist einen ideellen Wert haben, ist es umso dankenswerter, wenn sie sie uns zur Verfügung stellen.“

Die Rohrbacher Glashütte

Die Rohrbacher Glashütte wurde nach Recherchen des Heimatforschers Karl Abel Mitte des achtzehnten Jahrhunderts von Johannes Weigand gegründet. Es wurde Gebrauchsglas produziert, doch der Betrieb war nicht kostendeckend, da er im Gegensatz zu anderen Hütten mit Holz feuerte. Die Hütte wurde wegen zu hoher Schulden versteigert, aber auch der Nachfolger, Jakob Stenger, ging bankrott. Das Gebäude verfiel zunehmend und die Produktion wurde um 1754 eingestellt. Weitere erfolglose Besitzer folgten, bis der Betrieb von der Familie Hussong-Riesch übernommen wird. Auch nun ließen größere geschäftliche Erfolge auf sich warten, bis das gesamte Areal samt Häusern, Nebengebäuden, Wiesen und Acker um 1900 an Ludwig Pauly ging, der es durch den Zukauf von Land noch erweiterte. „Fast das gesamte Glashüttertal bis hinauf zur Glashütter Dell, wo die heutige Edelweißhütte steht, gehörte damals den Paulys“, wie unter https://t1p.de/8motp (Zugriff: 21.07.2022) zu lesen ist. Darunter ist auch das Anwesen von Peter Rau, auf dessen Land ein Hof mit Stallungen und Schuppen steht (heutiges Parkplatzgelände am Glashütterhof), für den Rau eine Schankerlaubnis hatte. Der Hof wurde zur ersten Wirtschaft auf dem Glashütterhof. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 1963 eine Familie Denne (heute Dumont) die Gastwirtschaft, die ihre Gäste noch heute unter dem Namen „Restaurant zur Rohrbacher Glashütte“ mit traditioneller deutscher Küche und neuen Ideen bewirtet (https://www.rohrbacher-glashuette.de)

Foto: Thomas Bastuck

Frederik Hartmann

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