1. Station: Maßschneiderin Lucy Sonntag
Auf seiner Sommertour 2022 möchte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer auf traditionelle Handwerksberufe aufmerksam machen. „Wir haben in St. Ingbert viele lokale Handwerker, die mit ihrem Knowhow die Menschen und die Wirtschaft bereichern und starke Arbeitgeber sind. Ich bin sehr gespannt darauf, die Handwerker und ihre Arbeit persönlich kennenzulernen“, freut sich der OB im Vorfeld.
Die erste Station der Sommertour führt den Oberbürgermeister zu Lucy Sonntag, Maßschneiderin für Damen- und Herrenkonfektion. Frau Sonntag, halb Russin, halb Ukrainerin, hat ihren Beruf in ihrer Heimat Sibirien, Russland, gelernt. Sie arbeitete nach ihrer Ankunft in Deutschland im Jahr 1999 zunächst bei einem St. Ingberter Schneider und in einer Saarbrücker Schneiderei, wo sie für Anpassungsarbeiten und Korrekturen an Designermoden zuständig war. 2007, als ihre Tochter mit drei Jahren in den Kindergarten kam, eröffnete sie ihr erstes eigenes Geschäft in der Kaiserstraße, mit dem sie später noch einmal in ein anderes Ladenlokal umzog. Doch hier waren die Mieten teuer. Und so erwarb sie 2019 – kurz vor Ausbruch der Coronapandemie – mit ihrem Mann ihr heutiges privates und berufliches Domizil in der Wiesenstraße. „Diese ehemalige Sparkasse hat mein Mann genau nach meinen Wünschen zu einem Atelier umgestaltet“, erzählt die Modedesignerin und Schneidermeisterin voller Stolz.
Ihre Kunden kommen aus dem ganzen Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg. „Die Kunden suchen sich hochwertige Stoffe aus, die ich im Geschäft habe oder in Italien bestelle. Dann fertige ich das Kleidungsstück ganz genau nach ihren Wünschen und auf Maß an“, erklärt sie. „Jeder Kunde soll glücklich sein, wenn er mein Geschäft verlässt“, fügt sie lachend hinzu. Zwar kommen auch Herren in ihr Atelier, die meisten Kunden sind jedoch Damen. Von hochwertiger Alltagskleidung bis hin zum edlen Abend- oder Brautkleid – der Handwerkerin ist kein Schnitt zu kompliziert, kein Stoff zu dünn und keine Naht zu lang. Änderungsarbeiten übernimmt sie in der Regel nicht, denn sie hat sich auf die Anpassung teurer Kleidung und die Entwurfs- und Maßarbeit für neue Kleidung spezialisiert. Im Fenster funkeln, von ihr selbst entworfen und genäht, ein lilafarbenes Abendkleid in changierenden Pailletten und ein modernes „kleines Schwarzes“ – das Kleid für die Abitur-Feier ihrer heute 20-jährigen Tochter – ganz unterschiedliche Kleider, jedes für sich ein Meisterwerk.
Die Coronapandemie hat auch ihr zu schaffen gemacht: „Ich durfte zwar nähen, aber keine Anproben machen. Damit war das Nähen auch sinnlos“, erinnert sie sich. Folglich blieben die Kunden aus. Aber dank einer Förderung des Wirtschaftsministeriums für Digitalisierungsprojekte hat sie die Zeit genutzt und einen eigenen Onlineshop eröffnet. Hier stehen bestimmte Grundschnitte zur Auswahl, die man in Maßen und Stoffen anpassen kann. „Der Onlineshop ist ein großer Erfolg, das war meine Rettung. Aber mittlerweile sind auch die Kunden im Geschäft wieder zurück“, freut sie sich.
Eine alte, aber höchst präzise Pelzmaschine, eine Overlock-Maschine, eine Polsternähmaschine, eine Versäuberungsmaschine … „Bitte helfen Sie mir auf die Sprünge. Was bedeutet Versäubern?“, staunt der Oberbürgermeister. Nicht nur von der Technik des Versäuberns, also des Sicherns des Stoffes gegen Ausfransen, und der unterschiedlichen Saum- und Nahtarten ist er beeindruckt, auch vom Handwerk der Maßschneiderei selbst: „Das ist richtige Kunst. Der Pluspunkt ist, dass Sie ganz auf die individuellen Anforderungen der Kunden eingehen können. Denn sie kaufen bei Ihnen ein nachhaltiges Produkt, das aufgrund seiner Qualität oft ein Leben lang hält“, fügt er hinzu.
Kontaktdaten:
Lucy Sonntag
Atelier:
Wiesenstr. 12, 66386 St. Ingbert
Tel.: 06894 955967 9 (Termine nach Vereinbarung)
E-Mail: info@atelier-lucy.de
www.atelier-lucy.de
Onlineshop:
Sonntag GmbH
Wiesenstr. 12, 66386 St. Ingbert
Tel.: 06894 955967 9
E-Mail: info@lucysonntag.store
www.lucysonntag.store
Facebook: Lucy Sonntag Atelier
Bild Giusi Faragone
Kommentar abgeben