Das Klimaschutzgesetz des Bundes schreibt vor, dass die Strom- und Wärmeerzeugung bis 2045 klimaneutral sein muss. Daher müssen die Kommunen bis Mitte 2028 einen Kommunalen Wärmeplanung (KWP) vorlegen. Die Kommunale Wärmeplanung wird derzeit vom Unternehmen EngergyEffizienz GmbH aus Lampertheim erarbeitet. Neben einer Bestandsanalyse werden mittels einer Potenzialanalyse alle möglichen Energiequellen in der jeweiligen Kommune aufgezeigt. Die Stadt St. Ingbert hat nun den Bürgern in einer ersten öffentlichen Veranstaltung die bisherigen Ergebnisse dieser Planung vorgestellt.
Bestandsaufnahme für St. Ingbert
„Fast täglich kommen neue Gesetze und Technologien auf den Tisch. Wir wissen heute nicht, was wir morgen nutzen werden – das verunsichert nicht nur die Bürger, sondern auch die Entscheidungsträger“, erläutert Markus Schmitt, Beigeordneter für den Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Umwelt und Bauen. „Wir versuchen daher, im Interesse der Bürger bestmögliche Lösungen und Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden.“
St. Ingbert habe, so die Expertin des beauftragten Unternehmens Dipl.-Ing. Anne Jüttner, einen geringen Anteil industrieller Verbraucher, aber einen hohen Anteil an Privat- und Gewerbehaushalten. Alle zusammen nutzen derzeit vorrangig fossile Energieträger, wobei Heizöl und Erdgas die höchste CO2-Bilanz haben. Es besteht also Handlungsbedarf.
Alternative Energieträger
Die Alternativen sind z. B. Photovoltaik, Solarthermie, Biomasse oder industrielle Abwasserwärme als zentral bereitstellbare Energieträger. Daraus ließen sich Wärmenetze betreiben, an die sich die Industrie- und Privatkunden anschließen können. Je mehr Anschlüsse, desto wirtschaftlicher wird ein solches Netz. Die Potenziale für solche Wärmenetze wurden für die einzelnen Stadtteile von St. Ingbert aufgezeigt.
Haushalte, für die aus infrastrukturellen Gründen kein Wärmenetz möglich ist oder die sich nicht anschließen möchten, müssten sich mittel- bis langfristig um individuelle Lösungen kümmern. Ein Anschluss an ein zentrales Wärmenetz sei wünschenswert, aber auf keinen Fall verpflichtend, so der ausdrückliche Hinweis der Planer. Als dezentrale Lösungen wurden unter anderem Luft-Wärmepumpen, PV oder Geothermie auf eigenem Grundstück genannt. Jürgen Bach, Geschäftsführer der Biosphären-Stadtwerke St. Ingbert, nahm den Bürgern die Bedenken: „In St. Ingbert ist das Netz stark genug, um alle Anträge auf Wärmepumpen und nahezu alle Anträge auf PV-Anlagen zu genehmigen.“
Was ist mit Wasserstoff als dem großen Hoffnungsträger? „Bisher wissen wir noch gar nicht, ob und wo Wasserstoff bereitgestellt wird. Daher können wir damit heute noch gar nicht belastbar planen“, erklärte Dr. Hans-Henning Krämer, Klimaschutzmanager der Stadt St. Ingbert.
Heizung tauschen – ja oder nein?
Die größte Sorge der ca. 150 anwesenden Bürger war das Thema Heizungsaustausch – ist es doch mit hohen Kosten und strengen Gesetzesvorgaben verbunden. Hierzu gaben die Vertreter von Stadt und beratendem Unternehmen ausführlich Auskunft. Vor allem wurde darauf hingewiesen, dass sich bestehende Fristen zum Heizungstausch durch die kommunale Wärmeplanung nicht ändern. Weitere Informationen zu diesem Thema sowie der Bericht des Kommunalen Wärmeplans für St. Ingbert mit detaillierten Angaben und Schaubildern zur aktuellen Situation und dem möglichen Handlungsbedarf beim Heizungstausch werden zeitnah auf der Website der Stadt St. Ingbert veröffentlicht. Mögliche Ansprechpartner sind neben den Stadtwerken und den zuständigen Mitarbeitern der Stadt auch Energieberater und Heizungsbauunternehmen.
Balanceakt – Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Technologie
„Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Stadtwerken ist ausgezeichnet“, lobte Markus Schmitt abschließend. „Die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit, Ökologie und sich entwickelnder Technologie zu finden, ist nicht leicht, gelingt den St. Ingberter Stadtwerken aber hervorragend.“
Der Kommunale Wärmeplan wird am 17. Juni 2025 dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt. Danach wird er auf der Homepage der Stadt St. Ingbert veröffentlicht. Die Bürger haben dann die Möglichkeit, über mehrere Wochen schriftlich Stellung zum Kommunalen Wärmeplan zu beziehen. Diese Stellungnahmen werden gegebenenfalls im Bericht final berücksichtigt.
Eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung ist in Planung, der Termin wird über die Stadt bekanntgegeben.
Foto: Martina Panzer