„Medizinische Hilfe für Viet-Nam e.V.“ ist ein gemeinnütziger Verein, der vor 40 Jahren von Ursula Nguyen The Phiet gegründet wurde und Hilfskonvois mit Medizintechnik, orthopädischen Hilfsmitteln und Medikamenten in Krankenhäuser und sozialmedizinische Einrichtungen in die Stadt Nha Trang in der Provinz Khanh Hoa bringt.
Schwere Krankheiten noch 40 Jahre nach Ende des Viet-Nam-Krieges
Und so kam die im Saarland geborene Ursula Nguyen auf die Idee, den Verein zu gründen: 1975 war sie nach Viet-Nam gekommen, um dort ihr Studium in Berlin mit einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit zum Thema „Folgen der chemischen Wasser au Natur und Menschen“ abzuschließen. „Ich hatte mich sehr gut auf die Zeit in Viet-Nam vorbereitet, aber was ich sah, hat mich erschüttert“, erinnert sie sich. Der gerade beendete Viet-Nam-Krieg hatte ein Land und seine Menschen in Schutt und Asche gelegt. Vor allem „Agent Orange“, ein chemisches Entlaubungsmittel, dass die USA im Vietnamkrieg großflächig eingesetzt hatten, hatte bei sehr vielen Menschen – Männern, Frauen und vor allem Kindern – schwerste Hautverätzung, Leberschäden und andere schwere Krankheiten hervorgerufen. Außerdem stört dieses Gift die Erbanlagen von Frauen, sodass noch heute, fast 40 Jahre später, Kinder mit Fehlbildungen, Krebserkrankungen und Immunschwächen geboren werden. Und Ursula Nguyen wollte unbedingt helfen. Sofort nach ihrer Rückkehr gründete sie den Verein, der seitdem kontinuierlich Spenden eintreibt und durch Flohmarktverkäufe Geld einnimmt, um Container-Transporte mit Spenden aus Krankenhäusern, Heimen und medizinischen Einrichtungen nach Viet-Nam zu transportieren.
Hilfskonvois mit Ausrüstung für Waisenhaus und Krankenhäuser
„Jedes Jahr organisieren wir den Transport von ca. fünf bis zehn Containern“, erzählt die agile und engagierte 72-Jährige mit leuchtenden Augen. Dann fahre auch ich nach Viet-Nam und organisiere gemeinsam mit meinen Kollegen vor Ort die Entzollung und Verteilung der Güter. Frau Nguyen genießt großes Vertrauen in Viet-Nam, kennt Behörden- und Zollvertreter, Krankenhausverwalter und Geldgeber. Sie lebt die Hälfte des Jahres in Viet-Nam und die andere Hälfte in St. Ingbert/Berlin, um Spenden, Flohmärkte und Konvois zu organisieren. Im Verlauf der Jahre hat sie in der ganzen Provinz bereits sechs Krankenhäuser eingerichtet: Das staatliche Hauptkrankenhaus in Nha Trang und weitere Spezialhäuser für Dermatologie, Tuberkulose, Psychiatrie, Tropenmedizin sowie Lepra/Haut- und Geschlechtskrankheiten. Darüber hinaus unterstützt der Verein ein Waisenhaus mit Schule für behinderte Kinder. „Der Staat kann das alle nicht ausreichend finanzieren. Die Menschen brauchen also dringend unsere Hilfe in Form von Krankenbetten, Rollatoren, medizinischen Geräten usw. Aber vor allem die Kinder brauchen unsere Hilfe. Jedes Kind hat nur ein kleines Regal für seine Habseligkeiten. Wir suchen z. B. gerade nach gebrauchten Spinden, die wir aufarbeiten und anmalen, damit jedes Kind einen eigenen Schrank bekommt.“
Flohmarktverkäufe und Spenden
Damit ausreichend Geld zusammenkommt, organisiert der Verein jedes Jahr im Oktober einen vierwöchigen Flohmarkt vor dem Rathaus in Berlin-Zehlendorf. Der musste leider im letzte Jahr wegen der Pandemie und diesem Jahr wegen der Wahlen ausfallen. „Das Geld fehlt uns wirklich sehr“, erklärt Ursula Nguyen. Des Weiteren steht sie mit ihren Vereinskollegen jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in St. Ingbert vor der Polizei. So wird es auch in diesem Jahr sein: „Die Polizei stellt uns sogar einen Raum zur Verfügung, in dem wir unsere Waren über Nacht lagern können.“ Ein großes Lager mit allen Flohmarkt-Artikel und der medizinischen Ausrüstung für die Verschiffung stellt unter anderen auch die Fa. Peter Gross dem Verein kostenlos zur Verfügung.
Wir sind eine Welt
„Die Menschen in Viet-Nam sind so dankbar und in Deutschland unterstützen uns mit so vielen Helfern unterschiedlicher Nationalitäten und politischer oder religiöser Richtungen. Wir sind doch eine Welt, und wenn Nachbarn in Not sind, dann helfen wir“, so das Motto. Und wenn man nicht untätig hinter dem Ofen sitzt und den Mitmenschen etwas gibt, dann bekommt man ein Vielfaches zurück – das ist das größte Glück!“ Das Bundesverdienstkreuz hat sie vor einigen Jahren für ihre Arbeit bekommen. Das hat sie sich jedoch nicht vom amtierenden Bundespräsidenten, sondern in Viet-Nam vom deutschen Generalkonsul überreichen lassen. „Diese Auszeichnung habe ich nicht allein verdient. Sie gilt allen, die den Verein unterstützen. Und so konnten zumindest die Helfer vor Ort dabei sein“, erzählt sie.
Den Verein „Medizinische Hilfe für Viet-Nam e.V.“ erreicht man unter:
Tel.: 030 634 262 24
Mobil: 0160 841 19 48
E-Mail: medical-aid-vn@gransea.com
medaidvietnam.com
Spendenkonto:
Sparkasse der Stadt Berlin
IBAN: DE97 1005 0000 1010 0037 27
BIC: BELAEBEXXX
Der Verkaufsstand des Vereins ist auf dem St. Ingberter Weihnachtsmarkt vom 17. Bis 19. Dezember 2021 vor der Polizei zu finden.
Text und Bilder stammen von Martina Panzer
Kommentar abgeben