Wie können wir sicherstellen, dass alle Menschen jeden Tag rund um die Uhr mit Energie und Wasser versorgt werden, und zwar bezahlbar und umweltfreundlich? Dieser Grundfrage der Energiewende geht Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer auf seiner Sommertour 2023 nach. Beim Biomasse-Heizwerk in St. Ingbert erfuhren er, Klimaschutzmanager Hans-Henning Krämer und der Nachhaltigkeitsbeauftragte Claus Günther, welche Vor- und Nachteile die Verbrennung von Holzhackschnitzeln zur Wärmegewinnung hat.
Im Biomasse-Heizwerk der Biosphären-Stadtwerke St. Ingbert werden Holzhackschnitzel verbrannt. Das Heizwerk wurde 2007 auf dem neu gestalteten DNA-Gelände errichtet, um das neue Gewerbegebiet umweltfreundlich mit Wärme zu versorgen. „Die Anlage wurde so geplant, dass auch innerstädtische Gebäude versorgt werden können. Angeschlossen sind heute das Rathaus, die Ingobertushalle, die Stadthalle und die Feuerwehr sowie das Albertus-Magnus-Gymnasium und die Baumwollspinnerei“, erklärt Thomas Klein, Prokurist der Stadtwerke St. Ingbert.
Das geschredderte Frischholz wird per LKW angeliefert und in einen etwa 250 m3 großen Bunker gekippt. Auf der Freifläche kann Material für den Bedarf von rd. vier Monaten gelagert werden. Der Brennstoff wird durch einen Hydraulikzylinder, den sogenannten „Stroker“ aus dem Bunker gefördert und durch einen weiteren seitlichen Zylinder in Richtung Kessel geschoben. Vor dem Kessel ist eine Sprinkleranlage zwischengelagert, mittels dieser im Brandfall oder bei zu trockenem Material ein Wasserstrahl ausgelöst wird. Das Holz wird in den Kessel hochgedrückt, wo es verbrannt wird. Die anfallende Asche fällt in einen Kübel und muss als Sondermüll entsorgt werden. „Sobald der Wärmeverbrauch der angeschlossenen Einheiten stabil auf 350 kW steigt, feuern wir den Kessel mit einem Brenner an. Dann läuft er in der kalten Jahreszeit durch und wird bei zu geringer Auslastung wie z. B. im Hochsommer abgeschaltet, weil der Ofen bei zu geringem Wärmebedarf nicht brennt“, erläutert Christopher Mehrle, der den Betrieb der Anlage täglich überwacht und steuert. An einem Sommertag – wie dem Besuchstag – ist die Anlage vollständig abgeschaltet, weil der Kessel nicht arbeitet. Neben dem Holzverbrennungskessel gibt es daher eine Gasanlage, die in den warmen Monaten, also bei geringem Wärmebedarf, und zu Spitzenzeiten Wärme produziert. Im Verlauf eines Jahres wird die Wärme so zu 68 Prozent durch die Biomasseanlage und zu etwa 32 Prozent durch die Gasheizung bereitgestellt. Beide Anlagen zusammen sind für etwa 3 MW ausgelegt.
„Wie man sieht, ist die Nutzung regenerativer Brennstoffe wichtig und funktioniert sehr gut. In St. Ingbert bauen wir seit 2007 auf das Biomasse-Heizwerk und haben gute Erfahrungen damit gemacht. Die große Frage ist allerdings, mit welchem Energieträger man Spitzenzeiten sinnvoll abpuffert“, resümierte Oberbürgermeister Dr. Ulli Meyer seinen Besuch.
Fotos: Giusi Faragone
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