Manchmal gibt es Zufälle, die am Ende zu richtig guten Ideen führen. So geschehen in St. Ingbert, als sich die beiden Geschäftsführer Dr. Markus Gestier, Lebenshilfe Saarpfalz gGmbH, und Stefan Ruffing, GBQ gGmbH, über ihre Arbeitsgebiete und deren Gemeinsamkeiten austauschten. „Der BiosphärenART-Ausstellungsraum hier in der Fußgängerzone wird aus finanziellen Gründen Ende des Jahres geschlossen. Es wäre viel zu schade, die handwerklich gefertigten Unikate einfach nur in unsere Werkstatt zurückzubringen. Also haben wir, gemeinsam mit Frau De Luca von der Lebenshilfe, eine Auswahl getroffen, die wir mit Freude an diese übergeben“, erklärt Stefan Ruffing. Unter der Anleitung von Projektleiterin Tanja Spiegel und der Betreuung von Peter Selzer arbeiten 15 Teilnehmer im kreativen Recycling „BiosphärenART“. Und in einer Aussage ist sich Stefan Ruffing sicher: „Von der Gemeinnützigkeit in die Gemeinnützigkeit, das ist doch die perfekte Zusammenarbeit.“ Bunte Stofftiere, aus mehreren Komponenten gestaltete Collagen, Wandbilder, Taschen in allen Formen und Größen sowie Gestricktes und Gehäkeltes gehören zu den Sachen, die Anfang Dezember an die Lebenshilfe übergeben werden. Sogar ein „Beulenmonster“ ist dabei. Hierbei handelt es sich um ein freundliches Monstergesicht, genäht aus weichem Filzstoff. Auf der Rückseite befindet sich eine Öffnung, in die ein Kühlbeutel gesteckt werden kann. Damit können Beulen ganz schnell und kindgerecht behandelt werden. Ins Auge fällt auch ein „Tastkissen“ mit Bommel, Schnüren und verschiedenen Knöpfen. Durch Zupfen und Fühlen wirkt es insbesondere auf Menschen mit Behinderungen sehr beruhigend. Gleichzeitig werden alle Sinne stimuliert und die Feinmotorik gefördert.
„Im Laufe unseres Gespräches war plötzlich die Idee geboren, im Sinne der Nachhaltigkeit eine Zusammenarbeit zu starten, von der jeder nur profitieren kann. Die Objekte, die hier im kreativen Recycling mit viel Liebe gefertigt wurden, bereiten den Menschen in unseren Einrichtungen viel Freude und dienen darüber hinaus der pädagogischen Nutzung. Wir betreiben im Saarpfalz-Kreis vier Kindergärten, mehrere Wohnheime sowie Werkstätten für beeinträchtigte Menschen. Auch in der Jugendhilfe sind wir tätig. Mit der Überlassung erfahren die Gegenstände eine ganz besondere Wertschätzung. Ich ziehe meinen Hut vor der Arbeit, die hier geleistet wird“, bedankte sich Dr. Gestier bei dem Team der GBQ.
Nachhaltiger Umgang mit endlichen Ressourcen
Die Idee der Kooperation begeisterte auch den Beigeordneten Albrecht Hauck und Ortsvorsteherin Irene Kaiser. Dass aus Materialien, die in Industrie, Handel und Gewerbe oder auch in privaten Haushalten nicht mehr benötigt und weiterverarbeitet werden können, etwas Sinnvolles entstehen kann, lobte Albrecht Hauck ausdrücklich. Und auch Irene Kaiser freut sich darüber, dass Abfallprodukte mittels kreativer Bearbeitung in neue, individuelle und höherwertige Gegenstände umgewandelt werden.
‚‚Das Projekt ist besonders und in der Form einzigartig im Saarpfalz-Kreis. Es dient der sozialen Teilhabe von Menschen und deren Förderung zur Wiederaufnahme und Rückführung in ein selbstbestimmtes Leben. Mein Dank geht an alle Beteiligten hier in der kreativen Werkstatt und natürlich auch an die beiden Kooperationspartner. Es macht Sinn für diejenigen, die die Gegenstände gefertigt haben und auch für die Menschen, die sich bei der Lebenshilfe bald daran erfreuen dürfen“, ist sich Dietmar Schönberger, Leiter Job-Center Saarpfalz-Kreis, sicher. Evelyn Schneider, Bereichsleiterin des Job-Centers in St. Ingbert, fügte hinzu, dass es sich auch um ein integratives Projekt handelt. Menschen mit Fluchthintergrund könnten hier während der gemeinschaftlichen Arbeit ihre Sprachkenntnisse vertiefen.
Die kleinen Kunstwerke entstehen in der Kreativwerkstatt unter Anleitung von Tanja Spiegel, die den Beruf der Ergotherapeutin erlernt hat. ‚‚Ich habe große Freude daran, die unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten der Teilnehmer zu erkennen und zu fördern. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich und es macht mich glücklich zu sehen, wenn die Menschen hier erkennen, dass sie kleine Kunstwerke herstellen können. Die Sachen müssen gar nicht perfekt sein, bei uns spielen einfach die bunte Vielfalt und die gegenseitige Wertschätzung eine große Rolle“, weiß die Projektleiterin.
Abschließend lud Dr. Markus Gestier die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der kreativen Werkstatt zu einem Besuch bei der Lebenshilfe ein: ‚‚Ich würde mich sehr freuen, Sie alle bei uns begrüßen zu dürfen, um Ihnen zu zeigen, wo und in welcher Weise Ihre handgefertigten „Kunstwerke“ genutzt werden.“
Foto: Thomas Bastuck